21.3.06

Am Sonntag um 16 Uhr 10

... ist es wieder so weit – diesmal bei Boca. River muss die sieben Kilometer lange Reise in die Bombonera, die „Pralinenschachtel“, antreten – und die Partie wird doch alles andere als ein Zuckerschlecken. Es wird nach Schweiß und Marihuana stinken, die 60.000 „Hühnchen“ (so heißen die River-Fans bei den Boca-Fans) und „Müllfresser“ (umgekehrt) werden so viele Pauken und Trompeten mitbringen, dass sich die Männer auf dem Spielfeld nur mit Handzeichen verständigen können. Der Himmel wird beim Einlauf von River minutenlang voller Klopapierrollen hängen, beim Einlauf von Boca vor blau-gelben Feuerwerkskörpern glühen – und darüber knattern dann die Polizeihubschrauber.

Natürlich gibt es auch andere große Derbies: In Glasgow Celtic gegen Rangers; in Istanbul Fenerbahce gegen Galatasaray; in Rom Lazio gegen Roma. Aber der „Superclasico“ in Buenos Aires ist der ultimative Fußballgipfel. Wenn die Boca Juniors gegen River Plate spielen, spielt nicht nur blau gegen rot, nicht nur Nord gegen Süd, nicht nur arm gegen reich, sondern auch - zumindest diesmal - der Erste gegen den Zweiten. Zusammen haben sie 55 nationale Meisterschaften gewonnen, vier Weltpokale und acht Südamerika-Titel. Es spielt der Club, der der Welt Diego Maradona geschenkt hat (Boca), gegen den, der der Welt Mario Kempes geschenkt hat (River). Der „Superclásico“ ist das heißeste Fußballduell der Welt, der absolute Kickergipfel.Und ich bin dabei!!! Am Sonntag um 16 Uhr 10!

Wie immer, sind auch in dieser Woche vor dem „Superclásico“ die Zeitungen voll mit Interviews, Prognosen, Erinnerungen. In der Woche danach sind sie voll mit Klagen über rote Karten, Verletzenanzeigen und Blutbildern. Denn Massenschlägereien sind üblich. Auf den Rängen und auf dem Platz. Mal mit, mal ohne Toten.

Ich bin sicher, denn ich bin auf der Pressetribüne. Am Sonntag ab 16 Uhr 10.