Aus Caracas
"Und, sind Sie schon ausgeraubt worden?", begrüßte mich gestern der deutsche Botschafter in Venezuela. Als er neulich mit seinem Wagen im Stau stand, haben zwei Motorradfahrer mit der Knarre gegen die Fensterscheibe geklopft, Uhr, Schmuck, Geld, was man sonst alles so wollen kann, darum ging es. Weil sich der Stau schnell auflöste, verpissten sich die Männer. Hier der Aufenthaltsbericht eines Kollegen (danke, Ralf, für den Hinweis!). Wer also glaubt, er müsse Caracas gesehen haben, bevor er stirbt - bloß kein Stress!
Irgendwie ätzend, wenn man als Journalist in einer so unsicheren Stadt ist. Man bewegt sich einerseits nur zwischen Hotel und Restaurant oder sonstigen verabredeten Orten. Andererseits hat man ständig das Gefühl, seinen Beruf nicht ordentlich zu tun, weil man sich nicht auf der Straße bewegt und sich nicht unters Volk mischt.
Ich wohne im "Hilton", oder genauer gesagt in einem Hotel, das früher mal das "Hilton" war, inzwischen verstaatlicht ist. Spermaflecken auf dem Teppich, braunes Wasser aus dem Duschkopf, dafür zahlt man irgendwie widerwillig 117 US-Dollar pro Nacht ohne Frühstück. Nicht schlecht immerhin der Pool. Anbei eine Aussicht aus meinem Zimmer.
Immerhin lerne ich kennen: einen früheren Guerillakommandanten, einen deutschen marxistischen Vizeminister, Hugo Chavez' alte Flamme, den Whirlpool des deutschen Botschafters. Was will man mehr.
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