Rolling Home
Drei Seetage Richtung Buenos Aires, mit 16 Knoten schippern wir die argentinische Atlantikküste hoch, in "nordöööööööstlicher Richtung", wie der Kapitän aus Cuxhaven immer sagt. Inzwischen kann ich mich wieder aus der Kajüte wagen ohne Kotztüte in der Hosentasche. Die Sonne brennt uns mitten durchs Ozonloch auf die Haut, Lichtschutzfaktor 50 reicht hier nicht weit, Hautkrebs ahoi! So lassen wir uns auf dem Sonnendeck brutzeln, hin und wieder kommt ein Philippino und reicht Fruchtspießchen oder Eistee an. Heute mittag gab es bayerisches Büffet - Weißwürscht, Leberkas und Becks (sic!!!) -, für abends sind Lichterketten aufgehängt, große Abschlussgala, Kleidungsvorschlag: festlich. Die Crew hat schon den ganzen Tag kleine Augen, sie haben gestern das Ende der Antarktis-Saison gefeiert. Ob Pinguine geschlachtet wurden, ist nicht überliefert. Möglich ist hier alles.
Eine Cocktail-Epidemie hatte sämtliche Limetten-Vorräte verputzt, aber auf den Malvinas/Falklands wurden 10 Kilo eingeladen, jetzt können wir also wieder Caipi kippen.
Erste Bande zwischen Passagieren und Crew sind auch schon geknüpft, es wird Abschiedstränen am Kai geben. Ich allerdings bin außen vor. Schließlich bin ich ja hier zum arbeiten.
In der Hotelboutique gibt es Rabatt auf Parfums, auch die Armani-Uhren gehen gerade billiger raus - wäre immerhin ein Souvenir mit starkem Lokalbezug.
Abends das Abschlussgalaessen. Es gibt Kaviar und ausgelöste Hummerbeine, es werden Smokings getragen. Der allabendliche Kleidungsvorschlag „sportlich-elegant“ ist seit Beginn der Reise immer lockerer interpretiert worden, heute abend wird noch einmal schwer aufgerüstet.
Der Kapitän stolpert sich durch sein Englisch, gibt die Statistik: Es war die 416. Reise der Hanseatic, sie hat in ihren knapp 14 Jahren über eine Million Seemeilen gemacht, also 14,2 mal die Welt umsegelt. Zum 78. mal war sie in der Antarktis, 20 Zodiac-Ausfahrten gab es diesmal. Tiefsttemperatur waren minus fünf Grad bei Elephant Island, der Spitzenwert von 25 Grad wird für morgen erwartet, die größte Windstärke waren 10 Beaufort. Das Durchschnittsalter auf dieser Reise lag bei 60 Jahren, ein Klacks im Vergleich zu den Fahrten ab Hamburg, da liegt es bei 70. Eine schwimmende Jugendherberge, sozusagen. Die persönliche Gewichtsbilanz: ein Kilo zugenommen, geht ja.
1 Comments:
Für Südamerikaner sind sicher Beck`s, Weisswürscht und Leberkäs nicht so weit entfernt wie für eingeborene Bajuwaren. Gutes Wiederankommen in Bsas GuK P
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