8.8.06

Taxi verzweifelt gesucht

Normalerweise dauert's ein Augenzwinkern, gestern dauerte es eine halbe Stunde, bis wir nach dem Fußballspielen ein Taxi fanden. Die Hornissenschwärme schwarz-gelber Autos, die sonst 24 Stunden durch die Stadt jagen, waren einfach nicht mehr da. Und die paar Autos, die noch fuhren, waren besetzt.
Bis sich ein klandestiner Taxifahrer, mit abgeschaltetem "Frei"-Licht, unserer erbarmte und uns erklärte, was los war: Die Gewerkschaft der Taxibesitzer hatte Streik angeordnet, um für Tariferhöhungen zu streiten. Aber nur während der Nachtschicht wird gestreikt - was die Nachtfahrer ärgert. Wenn sie doch fahren, müssen sie sich vor gewerkschaftlichen Strafkommandos fürchten: "Die stehen an den Straßenecken und werfen Dir Ziegelsteine in die Windschutzscheibe", erklärte uns der Taxifahrer. Deshalb wollte er auch eine Risikoprämie: 15 Pesos statt sonst 7 oder 8.
P.S.: Janina, sie ist ja schließlich Wirtschaftsattacheuse an der Botschaft, hat recherchiert. Hinter dem Ganzen, sagt zumindest ein anderer Taxifahrer, steckt nämlich die Taximeter-Industrie. Pro Uhrumstellung auf den neuen Tarif gibt es 40 Pesos, ca 10 Euro, ein guter Uhrenumsteller kann leicht 1500 Autos schaffen - das ergibt ein gutes Jahresgehalt und reicht, um die Gewerkschaftler finanziell ein bisschen zu unterstützen. Deshalb soll die nächste Tarifanpassung gleich in zwei Schritten kommen...